Rauhnächte


Was hat es mit den Nächten zwischen Weihnachten und dem 6. Januar (Heilige Drei Könige) auf sich?

Die sogenannten Rauhnächte gelten seit jeher als ganz besondere Zeit. Viele Menschen nutzen die besinnliche Zeit mit ihren Liebsten. Dies wurde bereits in der frühen Neuzeit so praktiziert. Da es wenig Tageslicht während dieser Zeit gibt, verbrachten früher die Menschen - teilweise notgedrungen - gemeinschaftlich am Feuer und erzählten sich meist gruselige Geschichten. Daher ist es kein Wunder, dass sich um die Zeit der Rauhnächte auch viele Mythen ranken.

Entstanden sind die Rauhnächte in unserer Zeitrechnung. Früher lebten die Menschen im Rhythmus des Mondes. Das ursprüngliche Mondjahr umfasst nur 354 Tage. Die Kelten fügten 11 Schalttage ein, um die Differenz zu unserer heutigen Zeit auszugleichen. Der Glaube besagt, dass diese Tage außerhalb jeder natürlichen Zeit liegen, da sie vom Menschen eingefügt wurden. Es gibt allerdings verschiedene Auslegungen der Rauhnächte, die zwischen 3 bis 11 Tagen liegen. Am häufigsten ist die Zeit zwischen dem 1. Weihnachtstag und den Heiligen Drei Königen.

Nach der Mythologie sind in dieser Zeit alle Naturgesetze außer Kraft gesetzt und die Grenzen zu anderen Welten offen. Geister, Seelen der Verstorbenen, Hexen und andere Wesen sollen in den Nächten ihr Unwesen treiben. Weitere Sagen um diese Zeit handeln von Werwölfen, sprechenden Tieren, Orakeln und wegweisenden Visionen.

Einige Rituale haben sich bis in unsere heutige Zeit gehalten, oft wissen wir nicht einmal, dass es sich dabei um Rituale der Rauhnächte handelt. So zum Beispiel das Feuerwerk an Silvester. In der Silvesternacht bricht die „Wilde Jagd“ auf das Geisterreich aus. Das durch das Feuerwerk entstehende bunte Licht und der Lärm soll die Geisterwesen von den menschlichen Behausungen fernhalten und Menschen und ihr Vieh schützen. Früher wurden in diesen Tagen Ställe mit Weihrauch ausgeräuchert, um die Gespenster fernzuhalten.

Ein weiteres Silvesterritual aus den Rauhnächten ist das Blei- und Wachsgießen. Die Tage außerhalb der Zeit sollen sehr gut geeignet sein, um Orakel zu befragen, ähnlich wie wir heute die gegossenen Figuren deuten.

Auch eine überlieferte Tradition besagt, zwischen den Jahren keine Wäsche zu waschen. Laut des Aberglaubens hieß es, dass aufgehängte weiße Wäsche von Geisterrittern gestohlen und im folgenden Jahr als Leichentuch für seinen Träger zurückkehren wird.

Ebenso sollen die 12 Tage in der Zeit der Rauhnächte symbolisch für die zwölf Monate des kommenden Jahres stehen. Daher sollte man in diesen 12 Nächten auf seine Träume achten, wegweisend für das neue Jahr.

Auch wenn wir heute eher nicht mehr an eine Geisterwelt glauben, kann die Zeit der Rauhnächte gut für positive Rituale verwendet und auch ohne Aberglauben zu einem besonderen Erlebnis werden.

Viele Menschen nutzen die „Zeit zwischen den Tagen“ zur Besinnung und Stille sowie zur Rückschau und Planung des neuen Jahres. Auch wird die Zeit heutzutage gerne zum Aufräumen und Putzen genutzt sowie zum Klären alter Angelegenheiten und Zahlen offener Rechnungen.

Was hast Du dir für diese besinnliche Zeit vorgenommen? Schreibe zum Beispiel Wünsche für das kommende Jahr auf oder erstelle eine To-do-Liste für langfristige Vorhaben, wie z.B. etwas Neues zu erlernen. Auch ein Rückblick auf das alte Jahr und auf all das, was man selbst geleistet und erlebt hat – positiv und negativ - sollte dabei nicht zu kurz kommen.